Bis zu zehn Mal mehr Überschuldete als offiziell erfasst
Die Überschuldung ist ein Problem, das in Deutschland noch immer eine Nebenrolle spielt. Das liegt auch an einer statistischen Untererfassung.
Gute Entwicklung bei den Finanzen
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Blickt man auf die Statistiken rund um Privatinsolvenz oder Überschuldung, zeigt sich auch nach der Corona-Krise kein Bild, das einem Sorgen bereiten müsste. War es noch vor mehr als einem Jahrzehnt so, dass man Furcht vor den Entwicklungen rund um die Überschuldung der privaten Haushalte hatte, wird das Thema nun eher entspannt gesehen. Das liegt auch daran, dass die Statistiken darauf hindeuten, dass das Problem eher kleiner wird oder zumindest maximal stagniert. Doch stimmt das wirklich oder täuschen die Zahlen?
Zahl der Überschuldeten dürfte in den Millionen liegen
Offiziell waren laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland im Jahr 2020 588.000 Menschen von einer Überschuldung betroffen – das sind gerade einmal 6.000 mehr als im Jahr vor dem Ausbruch der Corona-Krise. Dass Experten einen größeren Anstieg erwartet hatten, gehört zu den vielen Lehren aus der Krise, welche die deutsche Wirtschaft weniger stark getroffen hat. Doch die Statistik ist eben nur eine Seite der Medaille, denn wenn man mit Experten spricht, wird die Zahl der Überschuldeten in Deutschland auf mehrere Millionen geschätzt. Auch die Zahl derjenigen, die sich für ein Produkt wie das Konto ohne Schufa interessieren, spricht für eine hohe Dunkelziffer.
Ebenso sind die Anzahlen der Privatinsolvenzen stark zurückgegangen. (Obwohl sich das Verfahren in letzter Zeit verbessert hat und die Schuldner in einer Zeit von bis zu drei Jahren Schuldenfrei seien können.)
Statistik zeigt bei Überschuldung nur die halbe Wahrheit
Verständlich wird das Problem insbesondere dann, wenn man genau hinsieht. Die Überschuldungsstatistik baut nur auf einen besonders kleinen Ausschnitt der Daten. Erfasst werden in der offiziellen Erhebung nur diejenigen, die sich bei einer Schuldnerberatungsstelle registrieren lassen und zudem zustimmen, dass die Daten anonym erhoben werden. Das heißt konkret, dass es sich nur um eine Teilgruppe einer Teilgruppe handelt. Gerade wenn es um Schulden geht, wollen viele Schuldner sich nicht öffnen. Der Schritt zur Schuldnerberatung ist oft schwer genug. Die sogenannte Untererfassung könnte laut Experten bei einem Faktor von zehn liegen. Das würde bedeuten: Nicht 588.000 Menschen sind von der Überschuldung betroffen, sondern schätzungsweise fast sechs Millionen.
Verschuldung nimmt im Verhältnis zum Einkommen zu
Wie sehr die Statistik täuscht, zeigt auch ein Blick auf das Verhältnis von Schulden zum Einkommen. Anders als die Zahl der Überschuldeten ist der Anteil der Schulden am verfügbaren Einkommen laut Angaben der Bundesbank im letzten Jahr nämlich stark gestiegen. Lag die Quote im Jahr 2019 noch bei 93,6 Prozent, waren es 2020 schon 96,8 Prozent. Das ist zwar noch weit von vergangenen Rekordwerten entfernt, zeigt allerdings bereits die negative Tendenz. Es bleibt zu hoffen, dass die Überschuldung nicht zu einem noch größeren Problem wird, denn die Statistik gibt rund um die finanziellen Probleme der Verbraucher in Deutschland nur die halbe Wahrheit preis.
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