Die Schufa könnte nur der Anfang sein
Scoring im Sinne der Schufa bedeutet aktuell: Einschätzung der Finanzdaten eines Verbrauchers. Doch das Scoring könnte deutlich erweitert werden.
Das sogenannte Super Scoring, das in China immer mehr zur Realität wird, ist ein wenig das Schreckgespenst am Himmel. Viele Redaktionen haben sich in den letzten Wochen dem Thema angenommen, das die Furcht der Verbraucher vor Scoring schüren soll. In China plant die Regierung ab dem Jahr 2020 ein Scoring-System, das es so weltweit noch nicht gibt. Verbraucher werden in allen Lebensbereichen „benotet“, gute Verbraucher sollen gesellschaftliche Vorteile erhalten, schlechte Verbraucher werden ausgeschlossen – beispielsweise von guter Bildung, moderner Infrastruktur oder gesellschaftlichen Aktivitäten. Natürlich ist ein solches System in Deutschland undenkbar, doch auch hierzulande entwickelt sich das Scoring weiter und könnte schon in einigen Jahren deutlich umfangreicher sein.
Balance zwischen Datenschutz und wirtschaftlichen Interessen
Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit den höchsten Datenschutzstandards. Damit Unternehmen etwas mit Daten der Verbraucher machen dürfen, benötigt es einer expliziten Genehmigung. Doch das heißt noch nicht, dass es hierzulande kein Scoring gäbe. Produkte wie das Girokonto ohne Schufa machen mehr als deutlich, dass es viele Verbraucher gibt, die Probleme mit der Bonität haben. Hier zeigt sich auch die andere Seite der Medaille, denn einer expliziten Verwendung der eigenen Daten zum Schufa-Scoring stimmen Verbraucher an sich nicht zu. Sie tun es immer nur indirekt über Vertragspartner der Schufa, also etwa Banken oder Online-Händler. Dazu kommt ein weiteres Problem: Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass der Schufa-Algorithmus, also die Art und Weise wie die Schufa die Bonität berechnet, ein Geschäftsgeheimnis ist.
Telematiktarife und Scoring bei Versicherungen
Dass die Welt der Finanzen nur ein Bereich ist, bei dem das Thema Scoring in den nächsten Jahren relevant ist, zeigt sich schon heute. Wer eine Versicherung abschließen möchte, der bekommt gewöhnlich keinen Einheitstarif. Vielmehr wird der individuelle Tarif eines Verbrauchers immer nach verschiedenen Faktoren berechnet – dem Alter, der Gesundheit, dem Jobsituation und vielem mehr. Nicht alle Werte werden direkt abgefragt, denn die Versicherer teilen in sogenannte Kohorten ein, vergleichen also zum Beispiel mit anderen Kunden in ähnlichem Alter. Dieses System sorgt dafür, dass man immer so eingestuft wird, wie andere ähnliche Verbraucher – das kann ein Vor- oder auch ein Nachteil sein. Gerade in diesem Bereich könnte Scoring in Zukunft eine deutlich größere Rolle einnehmen, zum Beispiel durch Telematiktarife für die Kfz-Versicherung oder die Übergabe von Gesundheitsdaten für Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen.
Gewinner und Verlierer eines neuen Systems
Wie man an Produkten wie dem Girokonto ohne Schufa gut sieht, gibt es schon heute Gewinner und Verlierer des Scorings. Das könnte sich in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken, denn wenn Autos das Fahrverhalten von Verbrauchern messen und somit für eine individuellen Score für die Autoversicherung sorgen oder man Versicherungen im Gesundheitsbereich durch die individuelle Übermittlung von Gesundheitsdaten beeinflussen kann, wird es auch in anderen Bereichen als den Finanzen in Zukunft Gewinner und Verlierer geben. An sich ist diese Entwicklung nicht schädlich, aber eben nur dann, wenn das System auch wirklich funktioniert. Schon heute zeigt sich: Fehler kommen immer wieder vor und benachteiligen Verbraucher zu Unrecht – dies könnte durch Scoring in anderen Lebensbereichen zu einem noch deutlich größeren Problem werden.
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