Ein Vertrauensvorsprung kann eine große Wirkung haben
Obwohl es in Deutschland einen sehr hohen Wohlstand gibt, haben es viele Menschen schwer. Konkrete Projekte können hier helfen.
Obdachlosigkeit ist in Deutschland auch weiterhin ein relevantes Problem. Bei aller Absicherung und den vielen verschiedenen Schutzschirmen, die es im Sozialsystem gibt, kann man sich das eigentlich nicht vorstellen. Eigentlich, denn in der Praxis steht außer Frage, dass es sich um eine relevante Problematik handelt. Dasselbe gilt für andere Probleme wie Verschuldung – in Deutschland gibt es viele Millionen überschuldete Menschen. Viele davon setzen beispielsweise auf ein Konto ohne Schufa und eine Schuldnerberatung, um finanziell überhaupt über die Runden zu kommen. Doch all diese Probleme werden nicht wirklich im Großen angegangen, sondern meist nur durch kleine Projekte. Ein gutes Beispiel dafür startet nun in Berlin.
Wohnung für Obdachlose ohne Vorbedingungen
Unter dem Projektnamen „Housing First“ ist in Berlin ein Projekt gestartet, das Obdachlose ohne jegliche Vorbedingungen in eine Wohnung vermittelt. Dabei arbeiten die Macher des Projekts mit Vermietern zusammen und schließen besondere Verträge. Die Obdachlosen müssen nicht wie sonst zuerst bestimmte Schritte gehen und beispielsweise in einem Obdachlosenheim bestimmte Bedingungen erfüllen, um überhaupt eine Chance auf eine eigene zu haben. Stattdessen soll es im Rahmen des Projekts genau andersherum laufen – die Betroffenen bekommen sozusagen einen Vertrauensvorsprung. Sie erhalten zuerst die Wohnung, dürfen diese aber nur dann behalten, wenn sie danach auch andere Schritte gehen, also beispielsweise eine Suchttherapie beginnen, eine Schuldnerberatung aufsuchen oder sich auf Jobsuche begeben.
Ähnliche Projekte auch rund um Schulden denkbar
Natürlich bekämpfen Projekte rund um Obdachlose ein sehr akutes Problem, denn auch jeder Schuldner wird wissen, dass ein Leben auf der Straße ein noch viel schlimmeres Schicksal ist. Doch vergleichbare Projekte mit Vertrauensvorsprung wären dennoch zweifelsfrei auch in anderen Bereichen denkbar – eben beispielsweise rund um die Thematik Schulden. Wenn Menschen auf ein Produkt wie das Konto ohne Schufa setzen, liegt das oft auch daran, dass die Hausbank die Eröffnung eines Girokontos oder die Beantragung einer Kreditkarte abgelehnt hat. Einen Vertrauensvorschuss gibt es für Menschen mit Schulden oder Bonitätsproblemen nicht. Dabei könnte man den Menschen etwa auf dem Kreditmarkt durchaus einen Vertrauensvorsprung geben, wenn die Kredite beispielsweise für eine Selbstständigkeit benötigt werden – dies könnte viele Betroffene aus den Schulden führen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie selbst für sich sorgen können.
Vertrauensvorsprung bei der Schufa existiert nicht
Fehlendes Vertrauen macht es für Menschen besonders auch rund um die Schufa besonders schwer, ein normales Leben zu führen. Auf Grund von Fehlern aus der weiten Vergangenheit müssen viele Menschen damit zurechtkommen, heute nicht einmal mehr von einem Telefonanbieter einen Vertrauensvorsprung zu erhalten. Wer erst einmal eine schlechte Bonität hat, der muss meist damit leben, mit großen Einschränkungen im Leben zurechtkommen zu müssen. Auch hier sind mögliche Projekte denkbar, bei denen beispielsweise betroffene Familien einen Vertrauensvorsprung erhalten, um die Bonität und die eigene Situation dadurch aufzubessern. Natürlich gehen damit auch Unternehmen und Hilfsorganisationen ein wenig in Risiko, doch das Obdachlosenprojekt aus Berlin zeigt, dass es sich lohnen kann – schon aus humanitären Gesichtspunkten.
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