Es wird Zeit für ein neues Privatinsolvenzrecht
Die Überschuldung betrifft in Deutschland deutlich mehr Menschen als bekannt – deshalb ist eine Neuregelung des Insolvenzrechts auch so wichtig.
Die Mühlen mahlen langsam, wenn es um gesetzliche Neuregelungen geht. Das merkt man aktuell auch deutlich bei der Novelle des Privatinsolvenzrechts. Schon seit Monaten wird darüber debattiert, wie das Insolvenzrecht in Zukunft ausgestaltet sein soll. Eine endgültige Lösung gibt es gleichzeitig allerdings noch nicht, sodass Betroffene weiterhin warten müssen. Das ist besonders insofern problematisch, als in Deutschland deutlich mehr Verbraucher an einer Schwelle zur Privatinsolvenz stehen als vielfach bekannt.
Jeder zehnte Deutsche gilt als überschuldet
Verbraucherschützer weisen auch deshalb in den letzten Wochen verstärkt darauf hin, dass das Thema Privatinsolvenz unbedingt zu klären sein. Verbraucher benötigen hier unbedingt eine Erleichterung, um die Möglichkeit zu haben, Schulden und generell finanzielle Probleme zukünftig leichter in den Griff zu bekommen. Immerhin gibt es in Deutschland insgesamt mehr als acht Millionen überschuldete Verbraucher. Das heißt konkret, dass knapp jeder zehnte Verbraucher von einer Überschuldung betroffen ist. Sie kennen also vermutlich deutlich mehr Menschen in einer prekären Situation, als Sie denken. Mittlerweile ist es keineswegs mehr eine Ausnahme, dass Verbraucher sich Hilfe von einem Produkt wie dem Girokonto ohne Schufa suchen müssen.
Privatinsolvenz kennt bislang nur Verlierer
Doch Verbraucherschützer machen auch aus anderen Gründen Druck auf den Gesetzgeber. Die aktuelle Regelung bei der Privatinsolvenz kennt nämlich ausschließlich Verlierer. Relativ offensichtlich ist die Sache bei den betroffenen Verbrauchern mit finanziellen Problemen. Sie müssen die Insolvenz meist mindestens ein Jahr vorbereiten, sind dann sechs Jahre im Insolvenzverfahren gefangen und müssen danach dann meist auch noch ganze drei Jahre warten, bis ein Schufa-Eintrag zur Privatinsolvenz verschwindet. Doch was viele nicht wissen ist, dass die Situation auch für die Gläubiger keine gute ist: Im Schnitt werden nur 1,5 Prozent der Schulden im Rahmen der Insolvenz zurückgezahlt – es gibt entsprechend einfach nur viel Leid für nahezu gar keinen Ertrag.
Kürzere Privatinsolvenz, kürzerer Schufa-Eintrag
Entsprechend offensichtlich ist es auch, dass über eine Verkürzung der Privatinsolvenz gesprochen wird. Das Insolvenzverfahren dauert aktuell schlichtweg noch deutlich zu lange. Zukünftig soll die Insolvenz nur noch maximal drei Jahre dauern und damit nur noch halb so lange wie bisher. Unklar ist, ob es beim Schufa-Eintrag ebenfalls noch Änderungen gibt. Aktuell bleibt dieser drei Jahre erhalten, Verbraucherschützer fordern eine Verkürzung auf nur noch ein Jahr, um einen schnelleren Neustart zu ermöglichen. Dazu kritisieren Verbraucherexperten, dass die Regelung zur verkürzten Privatinsolvenz vorerst nur befristet gelten soll. Es bleibt zu hoffen, dass die Revolution bei der Insolvenz endlich kommt – und zwar noch weitreichender als bislang geplant.
https://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article215163316/Verbraucherschuetzer-Restschuldbefreiung-drei-Jahre-nach-Privatinsolvenz.html
Hier finden sie weitere interessante News.