Immer mehr Kredite unter 1.000 Euro in Deutschland
Sogenannte Kleinkredite gewinnen in der Krise wieder verstärkt an Bedeutung – das könnte mit kurzfristigen Finanzierungsengpässen zu tun haben.
Die meisten Verbraucher in Deutschland kommen überraschend gut durch die Krise. Dass die Arbeitslosigkeit hierzulande so wenig gestiegen ist wie in kaum einem anderen Land, kommt nicht überraschend. Gleichzeitig hat sich die Wirtschaft in einigen Bereichen sogar sehr gut entwickelt, den Verwerfungen der Krise zum Trotz. Doch bei aller Freude gibt es auch Warnzeichen, die zumindest gewisse Probleme für Privathaushalte in den nächsten Monaten prognostizieren – ein solcher Indikator könnte die Zunahme von Kleinkrediten sein.
Größere Kredite dominieren weiterhin
Während in anderen Ländern sogenannte Kleinkredite für überschaubare Anschaffungen teils die wichtigste Kreditart sind, gelten in Deutschland auch weiterhin größere Kredite als besonders wichtig. Auch im Jahr 2020 waren mehr als 45 Prozent der aufgenommenen Kredite solche mit einer Kreditsumme von mehr als 10.000 Euro. Das deutet darauf hin, dass die Kredite für größere und relevantere Lebensanschaffungen genutzt werden. Diese Art von Kreditaufnahme spricht für einen verantwortungsvollen Umgang mit Krediten, was Experten immer wieder positiv wahrnehmen. Ein Warnzeichen ist die hohe Quote an größeren Krediten also nicht, wenngleich die Kreditsumme auch im Jahr 2020 trotz Krise weiter gestiegen ist.
Relevanter Anteil an Kleinkrediten in Deutschland
Problematischer schätzen Experten ein, dass laut dem Schufa Risiko- und Kredit-Kompass 2021 der Anteil der Kleinkredite im vergangenen Jahr relevant gestiegen ist. Knapp jeder fünfte Kredit in Deutschland war laut den entsprechenden Daten ein sogenannter Kleinkredit, also ein Kredit mit einer Summe von weniger als 1.000 Euro. Hierbei handelt es sich meist um Kredite für die Anschaffung von kleineren Konsumgütern, was Experten kritisch betrachten. Meist bedeuten solche Kleinkredite, dass Verbraucher Dinge auf Pump kaufen, die sich nicht zwingend benötigen. In der Krise zeigt sich dabei, dass für solche Anschaffungen die Barmittel oft nicht ausreichen und deshalb ein Kredit notwendig ist.
Sorge vor ausbleibender Rückzahlung der Kredite
Zwar sind die Entwicklungen am Kreditmarkt in Deutschland verhältnismäßig unproblematisch, der ansteigende Anteil der Kleinkredite ist allerdings dennoch nicht zu unterschätzen. Experten sehen möglicherweise eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit bei Krediten durch mehr Käufe auf Pump, die auch vom zunehmenden Online-Handel gefördert werden. Insgesamt ist die Situation allerdings weiterhin gut, die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten ist im Jahr 2020 sogar noch einmal zurückgegangen. Ole Schröder, Mitglied des Vorstands der SCHUFA Holding AG, fasst passenderweise zusammen: „Der große Anteil an hohen Kreditsummen zeigt, dass Ratenkredite in Deutschland häufig der Anschaffung größerer langlebiger Konsumgüter dienen. Dass 2020 allerdings der Anteil der kleinen Kredite von bis zu 1.000 Euro wieder gestiegen ist, lässt einen "Lockdown-Effekt" vermuten.“
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