Kaum Insolvenzen im ersten Halbjahr
Eine Statistik aus Berlin zeigt: Im ersten Halbjahr gab es noch einmal deutlich weniger Privatinsolvenzen – ein Grund zur Entspannung ist das nicht.
Das Jahr 2020 wird vielen Verbrauchern und auch Unternehmern als grauenhaft in Erinnerung bleiben. Mehrere Lockdowns, eine Zerstörung kompletter Geschäftsmodelle und starke Einschränkungen im Privatleben. Nie gab es mehr Menschen in Kurzarbeit, nie haben in den letzten Jahren so viele Menschen unter einer Krise gelitten. Gleichzeitig allerdings sehen zahlreiche Statistiken noch ausgesprochen positiv aus, etwa die der Insolvenzzahlen. Das Amt für Statistik in Berlin macht das mehr als deutlich. Die guten Zahlen sollte man aber eher als Warnung sehen, denn als Hoffnungsschimmer – das Schlimmste dürfte noch kommen.
Weniger Privatinsolvenzen, aber mehr Schulden
Die neuen Daten aus Berlin, die sich auf das erste Halbjahr 2020 beziehen, sehen einen starken Rückgang bei den Privatinsolvenzen. Die Zahl der Verbraucher mit eröffnetem Insolvenzverfahren ist demnach um knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen – ein noch deutlicherer Rückgang als in den Vorjahren. Gleichzeitig allerdings haben die Betroffenen signifikant mehr Schulden gemacht, bei den Betroffenen, die zuvor in Selbstständigkeit waren, ist die Gesamtsumme der Schulden sogar um mehr als das Doppelte gestiegen. Wer sich im ersten Halbjahr für ein Insolvenzverfahren entschieden hat, war also noch deutlich stärker betroffen als in den Vorjahren. Das deutet auch darauf hin, dass nur die besonders stark Betroffenen den Weg gegangen sind.
Momentaufnahme unter besonderen Umständen
Dass die Zahlen so positiv sind – wohlgemerkt nicht nur in Berlin – ist allerdings leider nur eine Momentaufnahme. Dass in den letzten Monaten immer mehr Verbraucher sich die Hilfe von einem Produkt wie dem Konto ohne Schufa gesichert haben und immer öfter Termine bei Schuldnerberatungen wahrnehmen, zeigt den Trend bereits gut. Im ersten Halbjahr gab es noch viele Effekte, die für eine niedrige Insolvenzzahl gesorgt haben – ein starker Start in das Jahr, der nahezu komplette Lockdown ohne echte Möglichkeiten sich überhaupt zum Thema zu beraten und nicht zuletzt verschiedene Hilfsprogramme und die Aussetzung der Insolvenzpflicht. Diese Momentaufnahme dürfte spätestens mit dem zweiten Lockdown vorbei sein – mit gravierenden Folgen für die Insolvenzentwicklung in Zukunft
Verbraucherinsolvenzen kommen nach den Firmenpleiten
In den nächsten Monaten droht zuerst ein relevanter Anstieg der Firmenpleiten, ehe auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen wieder wachsen wird. Mit dem Ende von kleineren, aber auch größeren Unternehmen, verlieren auch mehr Verbraucher ihren Job. Zudem werden wohl verstärkt Freiberufler und Selbstständige scheitern. Spätestens im kommenden Jahr dürfte dadurch eine echte Insolvenzwelle folgen, vor der man sich bereits fürchten muss. Die guten Zahlen aktuell deuten über die schwierige Situation noch gut hinweg – leider aber nicht mehr lange.
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