Keine große Insolvenzwelle - stattdessen das Gegenteil
Eigentlich wurde mit einer großen Insolvenzwelle gerechnet: Für den Moment allerdings fällt die Zahl der Firmen- und Privatinsolvenzen. Warum?
Das Coronavirus und die wirtschaftlichen Folgen dessen sorgen in Deutschland dafür, dass viele Millionen Verbraucher mit Kurzarbeit und damit weniger Einnahmen zurechtkommen müssen. Zusätzlich wird auch die Arbeitslosigkeit hierzulande in die Höhe schießen, von Schwierigkeiten für Firmen und damit auch von Mitarbeitern gar nicht erst zu sprechen. Üblicherweise bedeutet ein solcher wirtschaftlichen Schaden auch, dass die Zahl der Insolvenzen signifikant in die Höhe schießt – doch genau das ist zumindest bislang überhaupt nicht der Fall.
Deutlich weniger statt mehr Insolvenzen
Passende Zahlen dazu liegen aus Hessen vor, denn hier haben die lokalen Amtsgerichte veröffentlicht, wie viele Insolvenzen es im April – dem zweiten schweren Krisenmonat – gab. Viele hatten mit einem starken Anstieg gerechnet, doch der Effekt ist genau andersherum. In Städten wie Frankfurt, Offenbach, Kassel oder auch Wiesbaden ist die Zahl der Insolvenzen deutlich gesunken und keineswegs gestiegen. In Frankfurt beispielsweise gab es im April nur 84 neue Anträge auf eine Insolvenz (davon 63 von Firmen und 21 von Privatpersonen). Im Vorjahr waren es dagegen noch 177 gewesen – die Zahl hat sich also mehr als halbiert. In anderen Städten zeigt sich sogar ein noch krasserer Effekt, teilweise gab es nur noch ein Drittel der Insolvenzen des Vorjahres.
Anmeldungen für den Privatkonkurs gehen zurück
Am stärksten, zeigen sich die Effekte mit Blick auf Firmeninsolvenzen, doch auch wenn es um den Privatkonkurs geht, lassen sich positive Meldungen finden. So ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ebenfalls bei den hessischen Amtsgerichten zurückgegangen. Ein Effekt, der besonders überraschen mag, denn bislang gab es im Jahr 2020 eher mehr Insolvenzen als im Vorjahr – im Januar, Februar und März waren die aus Hessen berichteten Zahlen recht hoch. Kurioserweise brechen die Zahl nun besonders in einem der wirtschaftlich katastrophalsten Monate aller Zeiten ein und viel weniger Verbraucher und Firmen müssen in die Insolvenz.
Verzögerter Effekt durch Gesetzeslage und Terminprobleme
Doch Experten sehen hier nicht etwa ein Wunder oder auch den Effekt davon, dass Verbraucher sich effektiv von Schuldnerberatungen oder einem Produkt wie dem Konto ohne Schufa helfen lassen. Es sind wohl vielmehr verzögerte Effekt, denn die aktuelle Gesetzeslage und die Zurückhaltung von Finanzämtern und Krankenkassen sorgen dafür, dass ein Insolvenzantrag oft nicht gestellt wird, obwohl er kaum abzuwenden ist. Auch Terminprobleme bei Beratungsstellen sowie deren vorübergehende Schließung wegen des Virus spielen eine Rolle. So sind die positiven Zahlungen zwar eine schöne Momentaufnahme, eine große Insolvenzwelle wird deshalb aber wohl einfach zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
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