Norden und Süden driften auseinander
Im Norden müssen Verbraucher deutlich häufiger mit einer Überschuldung leben als im Süden. Warum ist das so?
In Deutschland zeigen die neuesten Zahlen einer Studie von Creditreform eine Sache erneut ganz klar: Je weiter man in den Norden geht, desto höher sind die Schulden der privaten Haushalte. Bundesländer wie Bremen, Hamburg oder Schleswig-Holstein schneiden in der Statistik seit Jahren deutlich schlechter ab als der Schnitt. Die besten Zahlen gibt es dagegen traditionell aus Bayern und Baden-Württemberg, auch andere eher südliche Bundesländer wie Hessen, Rheinland-Pfalz oder auch Thüringen befinden sich zumindest im Mittelfeld oder sogar im oberen Drittel. Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen oder auch Mecklenburg-Vorpommern schneiden dagegen wieder schlechter ab. Ein klares Nord-Süd-Gefälle lässt sich so nicht abstreiten. Doch warum eigentlich?
Wirtschaftlicher Aufschwung allen voran im Süden
Die einfachste Erklärung dafür, dass Menschen im Süden der Republik seltener auf ein Produkt wie das Konto ohne Schufa und eine Schuldnerberatung angewiesen sind, findet sich in der wirtschaftlichen Situation. Im Süden der Republik ist die Arbeitslosigkeit seit Jahren niedriger als im Norden, die durchschnittlichen Einkommen und die Beschäftigungszahlen sind dagegen höher beziehungsweise besser. Es lässt sich demnach nicht abstreiten, dass Bundesländer wie Bayern oder Baden-Württemberg schlichtweg besser dastehen als Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Doch die Erklärung allein geht noch nicht weit genug, denn auch in wirtschaftlich starken Regionen in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen ist die private Überschuldung höher, als in vergleichbaren Regionen in Bayern.
Durchschnittliche Mieten zeigen keinen klaren Trend
Immer mehr in den Fokus rund um das Thema Überschuldung rutschen zudem die Mieten, die in fast allen deutschen Metropolregionen in den letzten Jahren stark angezogen haben. Man mag nun vermuten, dass die Städte im Norden davon besonders stark betroffen wären. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn in München, Stuttgart oder auch sekundären Großstädten wie Erlangen oder Mannheim sind die Mieten in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Es gibt zwar auch im Norden einige Ausnahmen, etwa sind die Mieten in Berlin oder auch in Hamburg in den letzten Jahren stark gestiegen (teilweise sogar stärker als im Süden), im Schnitt können die Bundesländer im Norden bei den Mietsteigerungen aber nicht mithalten – zum Glück könnte man sagen. Auch im Verhältnis zum Einkommen sind die Mieten im Süden stärker gestiegen, sodass diese Erklärung für die Diskrepanz beim Thema Überschuldung nicht ausreichend ist. Liegt es also nur an der Wirtschaft, dass Menschen im Süden seltener auf ein Produkt wie das Konto ohne Schufa setzen müssen?
Menschen auf dem Land gehen anders mit Schulden um
Experten sehen für die Diskrepanz auch noch einen möglichen weiteren Faktor, nämlich die Verteilung zwischen Stadt- und Landbevölkerung. So sehr es auch in Bayern oder Baden-Württemberg Metropolregionen gibt, sind die Bundesländer im Süden doch auch weiterhin deutlich ländlicher aufgestellt als beispielsweise Nordrhein-Westfalen oder auch die Stadtstaaten. Die Statistik zeigt dabei deutlich: In der Stadt machen die Verbraucher im Schnitt signifikant häufiger und auch mehr Schulden. Auf dem Land dagegen herrscht ein konservativeres Klima vor, wenn es um Kredite geht. Dies zeigt sich besonders in ländlichen Gemeinden im Süden, bei denen Schulden immer noch ein wenig verpönt sind. Möglicherweise sind es eben auch einfach die kulturellen Unterschiede zwischen Stadt und Land, die als Erklärung für die Diskrepanz dienen.
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