Überschuldung ist in Vorstädten ein weniger großes Thema
Städte wie München, Stuttgart oder Frankfurt stehen meist im Fokus, wenn es um erfolgreiche Städte geht. Bei der Überschuldung sieht es aber anders aus.
Die deutschen Großstädte florieren in vielerlei Hinsicht – immer mehr Menschen dürfen sich darüber freuen, gut zu verdienen und gut zu leben. Doch es bleiben gerade in Metropolen auch sehr viele Verbraucher auf der Strecke, wie sich allen voran an der Zahl der Überschuldeten zeigt. In allen deutschen Metropolen liegt die Zahl der Überschuldeten signifikant über der Zahl in umliegenden Gemeinden – relativ und nicht nur absolut wohlgemerkt. Während die Quote in den meisten Großstädten bei deutlich über zehn Prozent liegt, schaffen es einige umliegende Gemeinden auf weniger als fünf Prozent. Wie lässt sich das erklären?
Unscheinbare Städte mit gut wirtschaftender Bevölkerung
Generell gibt es beim Thema Überschuldung ein klares Bild: Die höchsten Quoten gibt es in Stadtstaaten wie Hamburg oder Bremen, trotz wirtschaftlicher Stärke der Städte. Auch in anderen Metropolen wie München oder Stuttgart liegen die Quoten signifikant über dem Landesdurchschnitt. Doch schon direkt an die Großstädte angrenzende Städte wie zum Beispiel Dachau (München), Böblingen (Stuttgart) oder Potsdam (Berlin) haben signifikant niedrigere Überschuldungquoten als die Metropolen. Dies liegt nicht nur daran, dass auf dem „Land“ generell weniger Menschen mit einer Überschuldung zu tun haben, denn meist handelt es sich ebenfalls um äußerst urbane Regionen. Auf ein Konto ohne Schufa und eine Schuldnerberatung müssen dagegen die wenigsten Menschen setzen, die in den sogenannten Vorstädten wohnen. Liegt das daran, dass die Verbraucher hier einfach besser wirtschaften?
Niedrigere Mieten und Lebenshaltungskosten
Experten erklären sich die Diskrepanz zwischen den wirtschaftlich starken Großstädten und den Mittelstädten allen voran durch die Unterschiede auf der Kostenseite. Wenngleich auch die durchschnittlichen Gehälter in den Vorstädten etwas geringer sind, so sind die Lebenshaltungskosten und Mieten gleichzeitig noch ein Stück niedriger. Es bleibt den Verbrauchern also mehr Geld zum Leben. Wie Statistiken in den letzten Monaten mehrfach festgestellt haben, müssen immer mehr Menschen deshalb mit einer Überschuldung zurechtkommen, weil die Mieten stark steigen. In Vorstädten sind Verbraucher davor zwar nicht geschützt, die Steigerungen sind aber weniger stark. Darüber hinaus „flüchten“ manche Verbraucher auch in die Vorstädte, um den hohen Mieten zu entkommen. Diejenigen, die bleiben, müssen mit einem höheren Überschuldungsrisiko zurechtkommen. Auch deshalb setzen in Metropolen mehr Menschen auf ein Konto ohne Schufa und eine Schuldnerberatung.
Tiefere Fallhöhe in den deutschen Großstädten
Ein weiterer Faktor, der generell für hohe Überschuldungsquoten in den deutschen Großstädten sorgt, ist die Fallhöhe. Das klingt im ersten Moment etwas kurios, lässt sich aber schnell erklären. Im Schnitt verdienen Städter deutlich mehr und geben gleichzeitig auch deutlich mehr für die Lebenshaltung aus. Bei einem Schicksalsschlag sind sie entsprechend aber auch signifikant stärker betroffen, etwa bei einer Arbeitslosigkeit oder einer Erkrankung. Unterstützungsleistungen, selbst wenn sie prozentual ausgezahlt werden, sind in einem solchen Moment oft nicht ausreichend, um keine Schulden zu machen. In vielen Fällen ist das auch auf dem Land der Fall, doch der Abstand ist hier schlichtweg oft kleiner. Eine Überschuldung lässt sich so oft verhindern, was im Gegenzug erklärt, warum Menschen in Großstädten vergleichsweise häufig in Probleme abrutschen.
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