Unschuldig an der schlechten Schufa
Wer eine schlechte Bonität hat, der muss dafür auch selbst verantwortlich sein – diese einfache Logik ist leider genauso simpel wie falsch.
Nicht nur für Menschen, die auf ein Produkt wie das Girokonto ohne Schufa setzen, ist die Bonität eine echte Blackbox. Die Berechnungen der Schufa können Verbraucher schlichtweg nicht nachvollziehen, es handelt sich vielmehr um ein Geschäftsgeheimnis. Das sorgt nicht nur für viel Ärger, sondern immer wieder auch dafür, dass Verbraucher unfair bewertet werden. Wie Recherchen des Spiegels und des Bayerischen Rundfunks herausgefunden haben, kommt dies wohl deutlich häufiger vor, als bislang bekannt. Demnach werden 12,5 Prozent der Verbraucher in Deutschland auch dann negativ von der Schufa bewertet, wenn sie ausschließlich positive Merkmale in ihrer Bonität haben – wie kann das sein?
Risikoberechnung erfolgt anhand eines Zahlenwertes
Die Schufa berechnet für ihre Vertragspartner, meist Banken, Versandhändler oder Telekommunikationsanbieter einen sogenannten Score. Hierbei handelt es sich um einen zweistelligen Prozentwert, der wiederum zwei Nachkommastellen hat. Liegt der Wert über 90 Prozent, hat man meist gute Chancen, liegt eher darunter, wird es schwierig. Die Schufa wandelt die jeweiligen Werte nämlich zudem auch in Worte um. Da gibt es beispielsweise ein „geringes bis überschaubares Risiko“ oder auch ein „erhöhtes oder hohes Risiko“ – mit der erstgenannten Bewertung bekommt man Girokonto, Kreditkarte oder Telefonvertrag ohne Probleme, mit der letztgenannten Bewertung hat man kaum eine Chance. Das Problem nur: Wie genau der Zahlenwert errechnet wird, weiß niemand. Fest steht allerdings, dass die jeweilige Score nicht nur auf Grund des Finanzverhaltens errechnet wird.
Risikoberechnung unabhängig vom Finanzverhalten
Dass viele Verbraucher auf ein Produkt wie das Girokonto ohne Schufa setzen, weil sie die fehlende Transparenz bei der Schufa für abstoßend halten, sollte keine Überraschung sein. Das gilt besonders deshalb, weil die Risikoberechnung offensichtlich nicht nur vom Finanzverhalten abhängt. Verbraucher mit wenigen Einträgen, die allerdings allesamt positiv sind, werden von der Schufa häufig nicht mit guten Werten, sondern maximal mit mittelmäßigen bewertet. Dies allein bedeutet oft schon höhere Kreditzinsen. Doch es geht sogar noch schlimmer, denn gerade bei jungen Männern kommt es laut der Recherche von Spiegel und anderen Journalisten häufig vor, dass die Bonität sogar mit einem „erhöhtem“ oder „hohem“ Risiko bewertet wird – ohne jegliches Negativmerkmal in der Schufa-Auskunft. Dadurch entstehen Verbrauchern im täglichen Leben relevante Nachteile, ohne dass sie sich irgendetwas haben zu Schulden kommen lassen.
Bonitätsberechnung vielfach nicht nachvollziehbar
Die Recherchen der Journalisten machen deutlich, dass die Berechnung der Bonität in den meisten Fällen alles andere als nachvollziehbar ist. Wenngleich man denken mag, dass die Bonität immer nach fairen und gleichen Maßstäben berechnet wird, sollte dies in Frage stehen. Gerade Menschen, die häufig umziehen oder recht jung sind, werden von der Schufa meist negativer bewertet als andere Verbraucher. Warum? Das ist unklar, wird allerdings vermutlich mit statischen Werten in Zusammenhang stehen. Wenn viele andere junge Menschen eine schlechte Bonität haben, trifft es auch einen unbescholtenen jungen Menschen. Diese Art der Bildung von Kohorten sorgt allerdings eben immer wieder dafür, dass Menschen ohne Fehl und Tadel von der Schufa als Risikofaktor eingeschätzt – eigentlich sollte genau das nicht erlaubt sein.
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