Zahl der Privatinsolvenzen steigt um mehr als 50 Prozent
Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Privatinsolvenzen rapide gestiegen. Experten sehen allerdings nicht primär einen Zusammenhang zur Krise.
Zahlen der Insolvenzen steigen
Inhaltsverzeichnis
Es sind Zahlen, die im ersten Moment aufhorchen lassen: Die Zahl der Privatinsolvenzen ist im ersten Halbjahr 2021 um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Das bedeutet konkret, dass mehr als 40.000 Verbraucher den Gang zum Amtsgericht angetreten haben, um den sogenannten Offenbarungseid zu leisten. Dennoch gehen Experten davon aus, dass es sich nicht primär um einen Corona-Anstieg handelt. Vielmehr spielt ein anderer Faktor eine besonders wichtige Rolle beim Anstieg der Zahlen.
Besonders wenige Insolvenzen im Vorjahreszeitraum
Relevant ist auch der Hinweis darauf, dass der starke prozentuale Anstieg nicht überbewertet werden sollte. Während sich etwa die Zahl derjenigen, die als überschuldet gelten oder auf die Unterstützung von einem Girokonto ohne Schufa setzen, kaum verändert hat, gab es bei der Privatinsolvenz einen enormen Anstieg. Diesen Anstieg kann man in der unteren Grafik gut nachvollziehen. Aber woran liegt es? Der Grund liegt darin, dass im ersten Halbjahr 2020 nur sehr wenige Verbraucher ein Insolvenzverfahren begonnen haben – schon weil im ersten Lockdown viele Schuldnerberatungen keine Klienten empfangen haben und es auch nicht überall möglich war, überhaupt ein Insolvenzverfahren beim Gericht zu eröffnen. Entsprechend sieht die Zahl von knapp mehr als 40.000 Fällen im Vergleich zu anderen Jahren auch nicht allzu groß aus.
Neue Rechtslage sorgt für mehr Privatinsolvenzen - In drei Jahren schuldenfrei
Doch als Hauptgrund für den Anstieg der Privatinsolvenzen sehen Experten dennoch etwas anderes: die veränderte Rechtslage. Seit Anfang des Jahres können Verbraucher ein beantragtes Insolvenzverfahren in nur mehr drei Jahren abschließen, das ist ein deutlich kürzerer Zeitraum als zuvor. Bislang galt die Regel, dass ein Insolvenzverfahren regulär erst nach fünf oder sechs Jahren endet, zwar war eine Beendigung nach nur drei Jahren schon möglich, aber mir sehr hohen Hürden verbunden. Nun sind drei Jahre der Normalzustand, weswegen viele Verbraucher abgewartet hatten und erst im ersten Halbjahr 2021 das Insolvenzverfahren eröffnet haben. Entsprechend ist der hohe Anstieg auch auf einen Sondereffekt zurückzuführen.
Kein vergleichbarer Trend bei den Firmeninsolvenzen
Dass es sich nicht gerade um eine Insolvenzwelle nach der Krise rund um das Coronavirus handelt, zeigt auch ein Blick auf die Zahl der Firmeninsolvenzen. Mögen die Privatpleiten stark gestiegen sein, hat sich beim Thema Unternehmensinsolvenz nur sehr wenig getan. Hier gab es im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 sogar noch einmal einen weiteren Rückgang. Hintergrund dürften hier vielfach staatliche Unterstützungsleistungen sein, weswegen mit einem Anstieg in den nächsten Monaten zu rechnen ist. Dennoch gilt auch hier: Eine große Insolvenzwelle ist nicht zu erwarten.
Hier finden sie weitere interessante News.